Die Entscheidung der Ständeräte zur Einführung einer nationalen Elternzeit hat die politische Landschaft in der Schweiz überraschend aufgewühlt. Mit einer klaren Mehrheit von 10 zu 2 Stimmen hat die zuständige Kommission des Ständerats beschlossen, die Möglichkeit einer längeren Elternzeit für frischgebackene Mütter und Väter eingehend zu prüfen. Dies könnte weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Gleichstellung der Geschlechter haben.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Ständerat hat überraschend für eine nationale Elternzeit gestimmt.
- Aktuell haben Mütter in der Schweiz Anspruch auf 3,5 Monate Mutterschaftsurlaub, Väter auf zwei Wochen Vaterschaftsurlaub.
- Der Fachkräftemangel wird als ein Grund für die Überprüfung der Elternzeit angeführt.
- Eine Volksinitiative für eine Elternzeit von 18 Wochen für beide Elternteile steht bevor.
Die Berner SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen äußerte sich positiv überrascht über den Entscheid. Der Schritt zur Überprüfung einer nationalen Elternzeit ist bemerkenswert, da in der Vergangenheit selbst vier Wochen Vaterschaftsurlaub als politisch unrealistisch galten. Der aktuelle Entscheid könnte als Zeichen für ein Umdenken in der Politik gewertet werden.
Fachkräftemangel Als Beweggrund
Ein zentraler Beweggrund für die Diskussion um eine längere Elternzeit ist der Fachkräftemangel in der Schweiz. Damian Müller, der Präsident der Kommission, betont, dass eine verbesserte Elternzeit möglicherweise dazu beitragen könnte, den Mangel an Arbeitskräften zu lindern. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit der Gleichstellung und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf hervorgehoben.
Druck Aus Den Kantonen
Zusätzlich zu den politischen Überlegungen gibt es auch Druck aus den Kantonen. Mehrere Westschweizer Kantone sowie das Tessin haben den Bund aufgefordert, eine schweizweite Elternzeit einzuführen. Im Sommer 2023 stimmte die Bevölkerung des Kantons Genf für eine Elternzeit von 24 Wochen, jedoch wurde dieser Vorstoß vom Bundesrat als nicht mit dem Bundesrecht vereinbar zurückgewiesen.
Volksinitiative In Planung
Im Frühling wird eine überparteiliche Allianz, angeführt von den Grünen, die Familienzeit-Initiative lancieren. Diese Initiative fordert je 18 Wochen Elternzeit für Mütter und Väter. Lisa Mazzone, Präsidentin der Grünen, sieht in der aktuellen Entwicklung einen wichtigen Schritt, betont jedoch, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um echte Gleichstellung zu erreichen.
Wirtschaftliche Aspekte
Die nächsten Schritte liegen nun bei den Sozialpolitikerinnen und -politikern des Nationalrats. Der Bund wird bald einen Bericht veröffentlichen, der die wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Elternzeitmodelle analysiert. Kommissionspräsident Müller hebt hervor, dass eine wirtschaftlich tragbare Lösung gefunden werden muss, um die Einführung einer nationalen Elternzeit zu realisieren. "Am Schluss hat das Ganze ein Preisschild", so Müller.
Die Diskussion um die Elternzeit in der Schweiz ist somit in vollem Gange und könnte in den kommenden Monaten zu entscheidenden Veränderungen führen, die sowohl die Arbeitswelt als auch die Familienstrukturen nachhaltig beeinflussen werden.